Tengelmann
Karl-Erivan Haub, 1960 in Tacoma, Washington geboren, ist Unternehmer. Als geschäftsführender persönlich haftender Gesellschafter leitet er die Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG, eine Gruppe mit Beteiligungen an bekannten Handelsunternehmen wie Kaiser’s Tengelmann, OBI, KiK oder auch Zalando.
Seit 1995 ist der Familienunternehmer aber auch Laufveranstalter. Der Tengelmann-Lauf ist ein Sport- und Familienfest, das inzwischen jährlich rund 2.300 Läufer und 10.000 Besucher nach Mülheim an der Ruhr zieht. Die ursprüngliche Intention für diese Laufveranstaltung mit Schülerläufen, 5- und 10-Kilometer-Wettbewerben war, den eigenen Mitarbeitern einen motivierenden Anlass zu geben, selbst zu trainieren. Ein motivierendes Ziel, das sie zum Laufen bringt und damit zu mehr Gesundheit und Lebensfreude führt. Denn dieses Motiv hält den Familienunternehmer und Marathonläufer Haub schon seit Kindesbeinen am Laufen. Seit ihm, dem damals 12-jährigen, der damalige Pepsi-Cola-Chef den Lebensrat gab, etwas für sich zu tun. Noch heute ist der 91-jährige Donald Kendall für den Tengelmann-Chef ein Vorbild an Vitalität.
Doch nur der Gesundheit wegen zu laufen, das ist dem Tengelmann-Chef zu wenig. Im Jahr 2000 lief er seinen ersten Marathon und auch für dieses Jahr ist ein weiterer geplant, wie er Andreas Butz bei einem gemeinsamen Lauf verriet.
Später bin ich noch in Hamburg, Köln und London gelaufen, das ist inzwischen sieben Jahre her. In London habe ich overpaced, bin gegen eine Wand gelaufen und gedacht, das war es dann. Irrsinniger Weise habe ich mich nun mit meinem Bergfreund für den Midnight Sun Marathon in Tromsø Ende Juni verabredet. Start ist um 20:30 Uhr, nördlich des Polarkreises. Wenn, dann machen wir etwas Verrücktes, haben wir uns gesagt. Wichtig ist, dass man so etwas nicht alleine macht, sondern mit Freunden. Keinen meiner Läufe habe ich alleine gemacht. Und auch jetzt hat sich wieder eine kleine Truppe gefunden. Es ist schöner, wenn man nach dem Erlebnis mit Freunden darüber reden kann.
Und zu Tromsø erneut, alles was extrem ist, bleibt uns in Erinnerung. Da wir ja auch viele extrem negative Dinge im Leben kennen, die in uns haften bleiben, sei es Tod, Krankheit oder was auch immer, bin ich der Meinung, dass man sich auch ein paar extreme positive Erinnerungen schaffen sollte. Ich meine positive extreme Erinnerungen, die man sich selbst schaffen kann, wo man nicht allein aufs Glück vertrauen muss. Hier muss man sich drum bemühen, aber diese Erlebnisse brennen sich dann ganz tief ins Gedächtnis ein.
Wieder mal unter 4 Stunden laufen zu können, das wäre übrigens schön. Meine Bestzeit bin ich mit 3:52 Stunden in Hamburg gelaufen, da hat alles gepasst.
Mich motivieren Ziele, entweder Bergziele, Marathonziele oder innerhalb kürzerer Läufe bestimmte Zeitziele zu erreichen. Wenn man sich selber solche Ziele gibt oder von anderen animiert wird, dann fällt das Training leichter.
Der zweite Weg mich zu motivieren, das ist mein genereller Tipp überhaupt, ist Buch zu führen. Seit ich mit dem Marathontraining angefangen habe, wird jedes Training dokumentiert. Am Ende eines Monats oder Jahres wird addiert und verglichen, ob es mehr oder weniger geworden ist, und diese Zahlen halten mich in der Disziplin. Ich erstelle dann auch eine Kurve, mache meinen eigenen Review, und das hält mich motiviert. Ein Trainingstagebuch kann vielen helfen. Einen Start bekommen viele hin, dann aber dabei zu bleiben, das ist viel schwieriger. Heute ist Laufen für mich auch die Voraussetzung meine anderen sportlichen Leidenschaften ausleben zu können, das Skifahren und das Bergsteigen. Es ist quasi die Basis für alle anderen sportlichen Aktivitäten.
Ich höre immer wieder, wenn ich wieder mal jemanden versuche zu motivieren: »Die Zeit, die Zeit«. Eine Stunde fürs Laufen zu finden, das geht wirklich immer, da gibt es überhaupt keine Ausrede. Eine Stunde oder eineinhalb mit Duschen findet man immer, wenn man laufen möchte. Alles andere sind Ausreden.
Marathon laufen erfordert eine gewisse Selbstdisziplin, im Kampf gegen den inneren Schweinehund, den wir ja alle kennen. Das Marathonlaufen hat mir über so manche schwere Zeit hinweg geholfen. Da gibt es bei mir viele Beispiele, wo es mir mal schlecht ging, geschäftlich zum Beispiel, da haben wir alle immer wieder unsere Herausforderungen. Auf der anderen Seite habe ich aber auch gemerkt, dass es mir sportlich besser ging, weil ich mich für etwas Besonderes vorbereitet habe. Wenn mir dies bewusst wird, dann geht es mir auch insgesamt besser. Das balanciert dann so. Da kann das eine das andere ein Stück weit ausgleichen. Das habe ich mehrfach schon so erlebt.
Und ich glaube auch, weil wir im beruflichen Alltagjahr von einer zu unglaublichen Komplexität umgeben sind, richtig schwierigen Vorgängen, ist es so herrlich und unkomplex, sich einfach nur die Schuhe anzuziehen und irgendwo eine Runde zu drehen. Und außerdem kann man auch auf seinen Geschäftsreisen auf der ganzen Welt wunderschöne Plätze entdecken. Wenn man immer nur mit dem Flugzeug landet, mit dem Auto zur Besprechung fährt und seine Zeit in irgendwelchen Meetingräumen verbringt, oder bei Geschäfts- und Fabrikbesichtigungen, dann verpasst man was. Wenn man morgens jedoch eine Stunde durch die Gegend läuft, erlebt man die ganze Welt ganz anderes.